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  Beratung rund um Pferd und Reiter / REHA-TRAINING MRS
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Archiv Symposium PFERDE 

Das PFERD  –  der MENSCH  –  die HIPPOLOGIE

Seit 2015 wissenschaftlich fundierte Weiterbildung an der Vetsuisse-Fakultät Universität Zürich

January 17th, 2023

17/1/2023

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Symposium PFERDE  2021 PferdeGASTROnomie
Vetsuisse-Fakultät Zürich

Gesundheit ist ein Zustand völligen psychischen, physischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen. Mit diesem Zitat der WHO leitet PD Dr. med. vet. A. Mösseler ihren Fachvortrag ein.
 
Sieben Referierende haben sich für den 5. und 6.November im Klinikdemonstrationssaal der Vetsuisse-Fakultät Zürich für diesen Anlass eingefunden. Pro Tag nahmen fast 100 Personen teil. 
 
Aber was wissen wir wirklich über die moderne Pferdefütterung?
 
Gesundheit hat viele Graustufen, z.B. die leicht verlaufenden Erkrankungen, die sich erst später als Störung des Allgemeinbefindens bemerkbar machen. Je «fitter» die Pferde sind, umso besser können störende Noxen/Stressoren vom Pferdekörper kompensiert werden. 
 
Wohlbefinden können wir z.B. mit Herz- und Atemfrequenz oder Haltung und Mimik messen. Die Vermenschlichung des Tieres entspricht in keiner Weise dem Bedürfnis nach Wohlbefinden des Pferdes. Wichtig für das Wohlbefinden ist u. A. eine langsame, kontinuierliche Raufutteraufnahme ohne Stress. 
 
Präventiv können wir die Bedürfnisse nach Licht, Luft und Bewegung (Haltung), Kontakt zu Artgenossen, regelmässige Hufbearbeitung, angepasste Fütterung und optimale Ausrüstung erfüllen. Es gibt nicht DIE optimale Haltung – sondern die Haltung muss INDIVIDUELL dem Pferd angepasst werden. Es kommt zu ernährungsbedingten Störungen beim Pferd, wenn wir es falsch oder überfüttern. Eine Über- und Unterversorgung mit Energie sieht man auf den ersten Blick – bei den anderen Nährstoffen ist es oft nicht so eindeutig.
 
Thomas Hinterberger, Leiter der Futtermittelkontrolle, informierte über die Arbeit zur Kontrolle der Hygiene und Herstellpraxis von Futtermitteln. Alle in der Schweiz erhältlichen Futtermittel müssen eine Deklarierung ausweisen und schweizerische Futtermittelproduzenten werden stichprobenweise auf die Hygiene geprüft. Aber nicht nur beim Hersteller muss auf Schimmelpilze, Salmonellen etc. aufgepasst werden – sondern auch im Stall in der Futterkammer. Nur wenn bis und mit hier die Hygiene eingehalten wird, ist das Futter gut. Die Futtermittelhygiene ist ein wichtiger Bestandteil der artgerechten Fütterung. Zu bedenken gilt, dass selbsthergestellte Futtermittel nicht geprüft sind, meistens keine Deklaration ausweisen und somit ein gewisses Risiko in sich tragen. Wir müssen immer daran denken, dass das Pferd uns ausgeliefert ist. Der Mensch kann hingegen selbst entscheiden, was er isst. 
 
Die grosse Qualitätsproblematik liegt bei der Heuherstellung. Hier gibt es keine Inspektion seitens Agroscope. Raufuttermittel weisen vielfach erhöhte Schimmelpilzgehalte auf, welche als bedenklich einzustufen sind. Auch die vermehrten Atemwegserkrankungen bei Pferden könnten das Resultat von schlechter Qualität sein. Der Heuproduzent muss genügend selbstkritisch sein und vorbildlich Arbeiten, um eine einwandfreie, für Pferde adäquate Qualität machen zu können. Das Risiko von Giftpflanzen im Heu ist nicht zu unterschätzen, ebenfalls muss eine ordentliche Weidebearbeitung dauerhaft über Jahre erfolgen, bis optimales Heu für Pferde gewonnen werden kann. Der Transport und die Lagerung des Raufutters müssen ebenfalls unter besten Bedingungen geschehen. Der Kaufentscheid sollte nicht vom Preis, sondern von der Qualität des Raufutters abhängig sein.
 
Verdauungstrakt 
Prof. med. vet. I. Vervuert schildert, dass die Speichelbildung den Magen schützt. Das Pferd bildet genügend Speichel bei langer Fressdauer. Deswegen ist es wichtig, genügend Raufutter zu verabreichen. Das Raufutter befriedigt nicht nur das Kaubedürfnis, sondern schafft physiologische Milieubedingungen im Hauptteil des Verdauungsapparates, der von der Speiseröhre bis zum Anus reicht. 
 
Die Kraftfutteraufnahme stellt eine kritische Komponente für gesundheitliche Störungen dar. Die Mahlzeitengrösse darf nicht zu gross sein und muss über den Tag verteilt werden. Die alte Regel «zuerst das Heu, dann das Kraftfutter» macht noch heute Sinn, wenn wir an die Speichelbildung denken.
 
Wie gut reflektieren Blut- und Haaranalysen die Nährstoffversorgung bei Pferden?
Die unreflektierte Gabe von Spurenelementen und Vitaminen – wenn möglich noch mit verschiedenen Ergänzungsfuttermitteln führt häufig zu einer deutlichen Selen-Überversorgung, wobei Haarverluste, Lahmheiten bis hin zu Hufdeformierungen mit Kronsaumentzündungen und Ausschuhen auftreten können.
 
Frau Prof. Dr. med. vet. I. Vervuert erklärt, dass eine adäquate Zufuhr von Spurenelementen für die Erhaltung der Gesundheit und für das Erbringen von Leistung unabdingbar ist. Sind denn die Gehalte an Kupfer, Zink, Mangan, Selen oder Jod im Blut geeignet, um die Versorgungssituation mit den entsprechenden Spurenelementen adäquat bei Pferd zu beurteilen? Blut ist nur ein Transportmittel. Wenn eine Substanz zu wenig oder zu viel angezeigt wird, heisst das noch lange nicht, dass eine Unter- resp. Überversorgung vorliegt. Es kann sein, dass das Pferd Element in einem Organ benötigt, und deswegen weniger im Blut mit sich führt. Oder es hat eine genügende Versorgung, dann wird es via Blutkreislauf aus dem Körper geschafft. 
 
In der Regel ist die Selen- und Jodaufnahme mit Raufutter und Getreide immer bedarfsunterschreitend. Eine Kombination aus der Bewertung der Selen-Aufnahme aus den Ergänzungs- und Mineralfuttermitteln und der Selen-Konzentration im Plasma ist empfehlenswert. Bezüglich Jod-Konzentrationen im Blut gibt es wenige Untersuchen, allerdings konnte bei Ponys ein enger Zusammenhang zwischen der Jod-Aufnahme und den Jod-Gehalten im Urin festgestellt werden. Die Jod-Versorgung kann nicht über Grundfuttermittel bedarfsdeckend zugeführt werden, sodass jodhaltige Ergänzungen sinnvoll sind. In den letzten Jahren werden in der Pferdefütterung allerdings zunehmen Algenprodukte eingesetzt, die z.T. sehr hohe Jod-Gehalte aufweisen, sodass bei einem wahllosen Einsatz unterschiedlicher Ergänzungen auch eine stark überhöhte bis kritisch hohe Jod-Zufuhr bei Pferden beobachtet werden kann. Die Dozentin der Universität Leipzig empfiehlt die Rationsüberprüfung als primäres Tool zur Abklärung der Jod-Aufnahme bei Pferden einzusetzen.
 
Aufgrund der Speicherbarkeit von Kupfer in der Leber kann spekuliert werden, dass kurz- bis mittelfristige Engpässe in der Kupferversorgung nicht über die Plasma- bzw. Serum-Kupfer-Gehalte reflektiert werden. Um die Zink-Versorgung beurteilen zu können, sollten die absolute Höhe als auch eingesetzte Zink-Verbindungen aus der Ergänzungs- und Mineralfuttermitteln kontrolliert werden. Ergänzend sind die Plasma- bzw. Serum-Zink-Gehalte zu überprüfen, wobei erhebliche Gehalt-Variationen aufgrund der Haltung und den Gesundheitszustand zu berücksichtigen sind. Mangan eignet sich nicht zur Darstellung. Ein Mangan-Mangel bei Pferden ist nicht zu erwarten. 
 
Bei Haaranalysen muss einerseits entschieden werden, ob die Versorgung über den letzten Monat oder über die letzten 4 Monate gemacht werden soll. Die Mähnen- und Schweifhaare wachsen im Schnitt ca. 2 cm/Mt. Das Deckhaar eignet sich nicht. Die Haaranalyse kann lediglich für den Nachweis von Schwermetall genutzt werden. 
 
Sie empfiehlt die Rationsüberprüfung als primäres Tool zur Abklärung der Spurenelementaufnahme bei Pferden zu verwenden.
 
Der Geheimtipp von Prof. Vervuert lautet: Verwenden Sie DAS Supplement des Jahres! Ein Produkt für Wohlbefinden, Sättigung, Zahngesundheit, Prävention Magenschleimhautveränderungen, Elektrolyte, Wasserhaushalt, Magen-Darm-Stabilisator und Vitamine. Es heisst HEU, lieber in ein qualitativ einwandfreies Heu investieren als in Supplemente zur «Darmstabilisierung».
 
Frau Dr. med. vet. B. Musterle spricht für einmal Gedanken aus der Praxis laut aus, wobei wir schon wieder bei dem Thema «Liebe geht durch den Magen» angekommen sind. Allerdings hat weder der Pferdebesitzer noch der Tierarzt den Überblick über die diversen Futtermittel, Fütterungsberatungen oder die «social-media-Tipps» mit viel Halbwissen oder gar Fehlinformationen. Googeln Sie mal Futtermittel/Islandpferd – hier bekommen Sie 56'000 Ergebnisse! Leider sehen wir Pferdeleute die übergewichtigen Pferde als durchschnittlich und die «Perfect-in-shape»-Pferde als zu dünn an. Bei Ponys wird anscheinend das Übergewicht weniger negativ bewertet als bei Pferden. Bereits österreichische Tierärzte warnten: «Unsere Pferde werden immer dicker!» Viele «Rösseler» wissen eigentlich, dass es ein Problem mit übergewichtigen Pferden gibt, aber nehmen dies im eigenen Umfeld nicht mehr wahr! Das uralt-Sprichwort «Ich will die Rippen mit der flachen Hand fühlen, aber nicht sehen.» hat immer noch seine Gültigkeit. Allerdings braucht der Beobachter ein geschultes Auge bei der grossen Vielfalt an Pferdetypen. Für das Wohlbefinden des Pferdes ist es unabdingbar, dass eine offene Kommunikation zwischen Pferdebesitzer und Tierarzt stattfinden kann. Wir müssen wieder schlankere Pferde haben, pauschale Antworten sollten hinterfragt werden dürfen. 
 
Ad libitum – heisst eigentlich «nach Belieben» und nicht 24/7/365
Alle Referentinnen waren sich einig: Es heisst immer, dass das Pferd in freier Wildbahn 15-20 Std am Fressen sei. Dem ist nicht wirklich so! Das Pferd verbringt 15-20 Std./Tag auf FutterSUCHE. Die freie Wildbahn war ursprünglich eine karge Steppe nicht das bei uns übliche «Power-Gras» für die Milchproduktion. Der heilige Gral der Ad Libitum-Fütterung sollte korrekt umgesetzt werden. Die Pferde sollen mit Futter beschäftigt werden, natürlich in bedarfsgerechter Tagesration. 
 
Slowfeeding: Die ideale Lösung für artgerechte Pferdefütterung?
Fressen macht zwar glücklich – leider auch dick – so leitet Christa Wyss, Dipl. Ing. Agronomin ETHZ, ihren Fachvortrag ein. Bitte beachten Sie das «?» welches die Referentin, absichtlich im Titel gesetzt hat. Verschiedenste Systeme sind auf dem Markt. Die Agronomin und Ethologin des Schweizer Nationalgestütes kann keine Empfehlung aussprechen, weil das Pferd individuell entscheidet, welche Variante am besten passt. Die Beobachtung des Tieres ist das A und O. Der optimale Slowfeeder gibt es «noch» nicht... Es gibt sehr wenige wissenschaftliche Studien, welche zwar bestätigen, dass eine längere Aufnahmezeit stattfindet, dennoch sind mehrere Fragen zu Langzeiteffekten, wie z.B. potenzielle Schäden von Zähnen, Zahnfleisch oder Tasthaare, noch nicht wissenschaftlich untersucht worden. Alle verfügbaren Systeme müssen individuell auf die Pferde einstellbar sein. Die Pferde sollen schrittweise angewöhnt werden. Sie müssen ruhig ohne Hektik fressen können. Gerade bei den Futterautomaten ist das ein bekanntes Problem. Bis sich die Herde eingegliedert hat, dauert es 5-10 Min. dann muss so rasch als möglich gefuttert werden, weil das Ding sich meist von oben nach unten wieder schliesst. Besser wäre es, wenn der Automat sich von unten nach oben schliessen würde. Dann kommt die aktive Warterei auf die nächste Ration, wobei sich die Pferde nicht wirklich entspannen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass doppelt so viele Fressplätze angeboten werden müssen, wie es Pferde in der Herde hat. Das Raufutter soll in verschiedenen Systemen angeboten werden, um zur Bewegung aufzumuntern. Die Verletzungsrisiken bei Slowfeeder und Futterautomaten müssen regelmässig kontrolliert und eliminiert werden.
 
Heu oder Haylage? 
Die Konservierungseigenschaften, die Nährwerte und mikrobiologische Qualität des Futters wurden in einer wissenschaftlichen Studie von Agroscope im Hinblick auf die Pferdefütterung bewertet. Das Raigras wies im Vergleich zur Gräsermischung tiefere Rohasche-, Rohprotein-, Rohfaser und verdauliche Rohproteingehalte sowie höhere Zucker- und Fruktangehalte auf. Raigras enthält mehr an verdaulicher Energie als die Gräsermischung. Die Konservierungseignung zu Herstellung von Haylage war sowohl für das italienische Raigras als auch für die Gräsermischung mit Luzerne gut. Im Heu war das Rohproteingehalt, das verdauliche Rohprotein tiefer als in der Haylage, der Fruktangehalt war hingegen höher. Grosse Unterschiede gab es bei der mikrobiologischen Qualität der Haylage und des Heus. Weil das Heu beim Pressen nicht genügend trocken war, wies es nach der Lagerung einen hohen Schimmelpilzbefall auf. In diesem Fall sollte die bevorzugt werden auf Grund der tieferen Fruktangehalte und geringerem Schimmelpilzbefall.
 
Uneingeschränkter Zugang zu hygienisch einwandfreiem Wasser
Ein Aspekt, der häufig vernachlässigt wird. Wissen Sie wirklich, wie viel ihr Pferd trinkt? Trinkt es genügend aus der Tränke? Pferde lieben offenes Wasser vom Brunnen. Jedoch ist dies nicht immer möglich. Es muss gewährleistet werden, dass das Pferd leicht zum Trinken kommt, keine Angst vor dem spritzenden Wasser oder Artgenossen hat. Es gibt verschiedenste Tränkesysteme auf dem Markt oder wählen Sie die günstigere Variante: Bieten Sie Ihrem Pferd doch zusätzlich jeden Tag selbst einen Eimer Wasser an, temperiert mögen Pferde es besonders gerne. 
 
Mikrobiom und Probiotika beim Pferd
Das Fazit der Wissenschaft, vorgestellt von Prof. Dr. med. vet. I. Vervuert: Die aktuell zugelassenen Stämme der Hefe Saccharomyces cerevisiae (Stand Sept.21) gehören nicht zur physiologischen equinen Mikrobiota, was ihre Wirksamkeit stark in Frage stellt. Auch können bei praxisüblichen Rationen mit einem adäquaten Anteil an Raufutter keine Effekte der SC Supplementierung bei Pferden gefunden werden.
 
Hervorzuheben ist, dass eine adäquate und leistungsangepasste Rationsgestaltung, d.h. raufutterreich, mindesten täglich 1.5 kg Trockensubstanz/100 kg KM (Gras, Heu, Heulage), eine Restriktion der Stärkeaufnahme auf maximal 100g/kg KM pro Mahlzeit sowie eine einwandfreie Futtermittelhygiene die wesentlichen Voraussetzungen für eine erwünschte Mikrobiota beim Pferd darstellen.
 
Moderne Futterberatung unter Berücksichtigung der genetischen Varianz
Das ist pferdegerechte Fütterung in der heutigen Zeit. Constanze Röhm informiert über die Problematik, dass die Berufsbezeichnung «Futterberatung» gesetzlich nicht geschützt ist. In diesem hoch wissenschaftlichen Arbeitsfeld, wo viele Studien pro Jahr veröffentlicht werden, spielt es eine wesentliche Rolle, ob man ein paar Wochenendkurse in Fütterung besucht oder aber mit ausgewiesenem Background eine mehrjährige Weiterbildung absolviert hat. Auf der laienhaften Basis resultieren Empfehlungen, welche gelegentlich absolut keinen Sinn ergeben. Als Beispiel ist das «Entgiften» nicht ungefährlich für das Pferd, auch in der Humanmedizin rät man von diesem Thema ab. Es gibt eine Anzahl von Exterieur spezifischen Aspekten, um ein Pferd in der Futterigkeit beurteilen zu können. Auch die Behaarung hat einen Einfluss auf die Nährstoffversorgung. Z.B. der Röhrbeinumfang sagt einiges zum Idealgewicht des Pferdes aus. 68% der Kundenpferde, die Frau Röhm betreut sind zu dick – diese Zahl darf man ruhig auch auf die Schweizer Pferdepopulation übernehmen. Die Frage, wann ist mein Pferd gesättigt, kann nicht nur über die Anzahl Kauschläge gemessen werden, auch nicht über die Steuerung in kg von Heu und Stroh. Sondern lediglich durch beobachten. Geben Sie Ihrem Pferd einen abgewogenen riesigen Berg Heu. Beobachten Sie, wann ihr Pferd vom Heu wegläuft, um sich in die Sonne zu stellen, zu spielen oder zu trinken. Dann wissen Sie, wie viele Stunden es braucht, bis ihr Pferd satt ist und können die Menge, die übrig bleibt wiegen und vom Gesamtgewicht abziehen. Sie wissen nun, wie viel Rohfaser ihr Pferd braucht, bis es sich satt fühlt. Die genetische Prädisposition der Pferderasse, muss bei der Fütterung berücksichtigt werden. Der Reitende soll auf dem Boden der Tatsachen bleiben, man kann aus einem Freiberger keinen Vollblüter machen und aus einem Vollblüter keinen Quarter.
 
Fütterungsbedingte Metabolische Erkrankung.
Med. vet. S. Oesch informiert, dass eine Diagnose «EMS» oder andere «Muskelerkrankungen» wichtig ist. Denn therapeutisch spielt die Diät bei diesen Patienten eine wichtige Rolle. Bei «EMS» müssen die Tiere kontinuierlich 1.25-1.5% vom Körpergewicht verlieren. Eine ausreichende Versorgung mit Proteinen, Vitaminen und Mineralien muss gewährleistet sein. Es muss kurzfristig versucht werden, die Insulinausschüttung bei diesen Pferden mit einer ID zu begrenzen, das heisst der Gehalt an nichtstrukturellen Kohlenhydraten im Heu soll weniger als 10% betragen. Auf Getreide, Karotten, Äpfel muss ganz verzichtet werden. Allenfalls kann eine medikamentöse Behandlung unterstützend eingesetzt werden. Der Behandlungserfolg sollte auf der Grundlage von wiederholten (dynamischen) Tests und nicht nur anhand des Gewichtsverlustes evaluiert werden. 
 
Es muss zwischen der «Belastungsmyopathie» und der «atypischen Weidemyopathie» unterschieden werden. Nur mittels einer genauen Diagnose kann eine gezielte und optimale Futterration berechnet werden, welche bei PSSM und Atypischer Weidemyopathie gegensätzlich zusammengestellt ist.
 
Das grosse Thema, wie geht Diät beim Pferd?
Zuerst muss das Pferd gewogen oder mittels Pferdemassband eingestuft werden. Dann beurteilt man objektiv das Pferd in den Regionen Schweifansatz, Kruppe, Widerrist, Mähnenkamm, seitliche Brustwand und Ellbogenregion mittels des BCS (Body Condition Score). 
 
Damit Energie aus dem Fettgewebe mobilisiert wird, muss die Energiezufuhr den Energieverbrauch unterschreiten – also wie bei uns Menschen. Das Pferd bekommt 70% Energie, die es bei seinem IDEAL-Gewicht benötigten, würde. Damit es keine längeren Fresspausen gibt und das Pferd sich trotzdem gesättigt fühlt, wählt man ein Heu, das spät möglichst geschnitten wurde, allenfalls sogar schon abgesamt hat. In der Praxis bewährt sich 2/3 Heu und 1/3 Stroh. Wie beim Menschen müssen sich die Pferde mehr bewegen – nicht nur in der Herde, sondern wirklich gefördert werden. Um einem allfälligen Muskelabbau entgegenzuwirken, darf das Pferd ruhig etwas Öl, Luzerne oder Soja erhalten.
 
Den Erfolg überprüfen sie entweder durch das Wiegen oder mittels dem Pferdemassband, das gibt ihnen bereits einen guten Hinweis. Leider verlieren wir Pferdebesitzenden auch schon mal die Konsequenz und das Auge. Machen Sie regelmässig Fotos ihres Pferdes und vergleichen Sie diese. Sofern der Pferdebesitzende nicht in alte Muster zurückfallen, entstehen keine Jo-Jo-Effekte.
 
Auch die Seniorenfütterung ist mittlerweile ein grosses Thema. Ihnen muss eine individuell angepasste Futterration angeboten werden können, dafür braucht es ein fundiertes Wissen – am besten fragen Sie in der Tierarztpraxis oder bei einer anerkannten Fütterungsberatung nach.
 
Fazit:
Prof. Dr. med. I. Vervuert’s Aussage trifft ins Schwarze: «Jesus konnte aus Wasser Wein machen. Das Pferd kann aus Wein Wasser machen! Lasst den bestens funktionierenden Pferdekörper einfach machen, das ist eine durchaus gelungene und produktive Konstruktion.» 
 
Immer wieder kritisieren alle Referentinnen den Stress bei der Fütterung und die falsch verstandene Ad-libidum-Fütterung. Sie empfehlen keine 24/7/365-Fütterung. Die Futterautomaten sollten nachts ausgeschalten werden, damit die Herde zur Ruhe kommen kann, oder Pferde gegebenenfalls abtrennen. Das Stroh sollte als Futtermittel wieder wertgeschätzt werden.
 
Auch wenn das Fazit mit einer adäquaten Raufutterversorgung - in der heute doch so modernen Zeit - fast banal klingt, zeigt die Erfahrung, dass dies in der Praxis häufig nicht realisiert wird.
  1. KISS (Keep it simple and stupid): Einwandfreies Raufutter + Mineralfutter + Salzleckstein genügen in den meisten Fällen. Mischen Sie nicht verschiedenste Produkte.
  2. Allenfalls etwas Eiweiss für den Muskelaufbau oder Muskelerhalt bei einer Diät. 
  3. Ehrlichkeit: Meistens genügt eine Erhaltungsfütterung oder maximal für leichte Arbeit.
  4. Futterplan selbst berechnen. So können Sie gewährleisten, dass ihrem Pferd an Nährstoffen nichts fehlen wird. An Haarproben sollten Sie erst gar nicht denken.
  5. Dem Pferd die angemessene Bewegung nicht nur im Auslauf sondern auch mit dem Reiter ermöglichen.
  6. Der Pferdebesitzende muss sein Auge schulen, um sein Pferd richtig einschätzen zu können.
 
In der Praxis zeigt sich immer wieder, dass Pferde nach Optimierung von Fütterung, Haltung und Training deutliche Leistungssteigerungen zeigen und oftmals «ausgeglichener» sind – wenngleich vorher keine offensichtlichen Symptome einer Erkrankung erkennbar waren. Die Kombination aus Beobachtung, klinischer Untersuchung durch den Tierarzt sind dabei der Schlüssel zum Erfolg.
 
 
Dank den Teilnehmenden, den grosszügigen Honorarspenden aller Referierenden und unseren Sponsoren, konnten wir eine ansehnliche Summe für die Forschung sammeln. Das Organisationsteam finanziert Studien, die einen Mehrwert für die breite Pferdewelt bringen.

​Denn wir alle wollen die Gesundheit, die Leistung, das Wohlbefinden und die Langlebigkeit unserer Pferde. Zusammen mit ausgewiesenen Pferdeexperten, unterstützt von der Forschung, schaffen wir das. 
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    January 2023
    February 2022
    February 2019

    ​Symposium PFERDE 2017
    Muskeln  -   Faszien  -   Lahmen
    Vetsuisse-Fakultät Universität Zürich, 11.11.17

    Faszien - Hype oder das geniale Körpersystem in der Therapie?
     
    Wir reden von sehr schmerzempfindlichen Bindegewebshäuten.  Ein Metasystem, das Verbindungen zu allen physiologischen Funktionen im Körper hat. Das myofasziale Katapultsystem erzeugt die Bewegungsenergie. Faszien und Sehnen haben eine eigenständige Elastizität. 
     
    Nicht nur beim Pferd sondern auch beim Reiter soll die Beweglichkeit erhalten, geschaffen und verbessert werden.
     
    Zum 3. Mal trafen sich medizinische Fachleute wie Veterinäre, Chiropraktoren, Osteopathen, Pferdezahnmediziner, Human- und Tier-Physiotherapeuten, Bereiter, Hufschmiede, Sattler, Mentaltrainer, Vereinstrainer, Tierheilpraktiker, Reha-Trainer MRS und Hufpfleger sich am 11.11.16 im Demonstrationssaal der Vetsuisse-Fakultät Universität Zürich.  Ein Ziel dieser Tagung ist es, ein Zusammenrücken der profes-sionellen Schweizer Pferdewelt zu erreichen. Ein Treffen um Synergien zu nutzen, Erfahrungen auszutauschen und Hand in Hand den Pferdebesitzern ein gesamt-heitliches Management rund ums Pferd bieten zu können. Der grosse Andrang; ein untrügliches Zeichen, ein interessierendes Thema aufgegriffen zu haben, freut uns sehr. 
     
    Prof. Dr. med. vet. Geyer eröffnete die Tagung mit der Anatomie der Faszien und Muskeln. Seine wie üblich perfekt vorbereitete Demonstration am Präparat war äusserst eindrücklich und es wurde jedem klar, wie elastisch eine Faszie ist. Darüber hinaus wurde ein Bewusstsein geschaffen, wie schmerzempflindlich das Bindegewebe ist. Die optische Demonstration der Trage- und Haltefunktion war gewichtig. Im Körper bestehen Verbindungen durch die Faszien, die von den Gliedmassen über den Rumpf bis zum Hals reichen und die Bewegung beeinflussen.
     
    Im Humanbereich ist die Wissenschaft weiter als beim Pferd. Frau Anne-Louise Haas-Brunner erklärte wichtige Eckdaten wie die Fasziale Kraftübertragung, Faszientonus. Die Muskeln und Faszie betreffende (myofasziale) Kraftübertragung: Muskeln sind über die Faszien mit anderen Muskeln verbunden (Huijing 2009).
    →    Ergänzung zur bisherigen Sichtweise „Muskeln setzten an Knochen an“: Nirgendsim Körper setzt irgendein Muskel an einem Knochen an - es sind stets bindegewebige Strukturen dazwischen (van der Wal 2009). Sie erläuterte die Therapiearten und brachte Beispiele aus der Humantherapie. Es wurde nochmals klarer, dass es sich um ein Metasystem handelt. Das einzige System im Körper, das Verbindung zu allen physiologischen Funktionen hat. Es verbindet und beeinflusst sämtliche andere Systeme.
     
    Die Myofasziale Federung – das Katapultsystem – die Muskel- und Tempoarbeit erklärte der Sportphysiotherapeut und Pferdeostheopath Stefan Stammer mit Eigendemonstrationen bildlich. Er ging auf die Wichtigkeit der Bewegung als solches und die Qualität der Bewegung ein. Nur schon ein Beispiel, dass nach 6 Wochen ohne Schwebephase die neuromuskuläre Organisation im Bewegungssystem sich verändert und was das im konkreten bedeutet. Die Funktionale Mobilisation ist notwendig, um Impulse zur Rekoordinierung von fehlerhaften Bewegungsabläufen zu setzen.
     
    Hier setzte dann auch gleich der Fachtierarzt für Physikalische und Rehabilitationsmedizin, Dr. med. vet. Robert Stodulka ein. Die Differenz zwischen Lahmen und Gangstörungen. Der Zusammenhang der Faszien und nur auf die Vorhand bezogen mit der Halswirbelsäule. Etc. Die Faszie fungiert auch als psychoemotionaler Speicher. Bei Diagnosen darf auch „out of the box“ gedacht werden. Wie wichtig eine gezielte Bewegung während der Genesungsphase ist, wurde auch von ihm betont und nochmals darauf aufmerksam gemacht, dass die Boxenruhe eine überholte Therapieform ist.Nicht die partielle Mobilisation von Körperregionen der einzelnen Flexionen ist das Geheimnis, sondern vielmehr das wohldosierte Aneinanderfügen der beweglich gemachten Abschnitte, so dass die Puzzleteile zu einem schönen Gesamtkunstwerk werden können.
     
    Den Abschluss machte Brigitte Stebler, Präsidentin des SVTPT, in äusserst kompetenter Weise. Sie zeigte auf, dass das Faszien System in der physiotherapeutischen Behandlung einen hohen Stellenwert hat. Die Vernetzung der Faszie stellt eine hohe Komplexität dar. Sodass nicht nur mit den Faszien gearbeitet wird, sondern durch die manuelle Praktik immer auch andere Strukturen, wie Wirbelgelenke, innere Organe automatisch mit bearbeitet werden. Die Faszie in der Therapie korrekt einzubeziehen, bedeutet mehr als Black Roll und Ausstreichungen. 
     
    Zusammengefasst waren sich alle Referenten einig. Die Faszie kann nicht einzeln betrachtet und behandelt werden. Die Schmerzempfindlichkeit der Faszien ist vorhanden und kann auch psychische Ursachen haben. Die Bewegungsqualität des Pferdes mit der positiven Spannung ist unumgänglich für ein gesundes Reiten. Gutes Reiten ist und war schon immer die beste Voraussetzung. DIE FASZIE IST EIN GENIALES SYSTEM – ABER HOCH KOMPLEX.
     
    Dass diese Art von Symposium wertvoll sind, belegt wohl am besten die Aussage einer Teilnehmerin: „Die Veranstaltung war wirklich super organisiert, es fehlte an Nichts. Die Vorträge/Referate waren sehr gut und die Anatomie mit Prof Geyer ohne Zweifel von erster Qualität. Herzlichen Dank für Alles!!!“
     
    Besten Dank an alle Teilnehmer, Referenten und Sponsoren. Alle unterstützen die Vision der Stiftung Pro Pferd und leisten somit einen Forschungsbeitrag.


    Symposium PFERDE 2016
    Zähne - Gebiss - Reitereinwirkung - Patient Pferd

    Vetsuisse-Fakultät Zürich, 5.11.16

    „Vielen Dank, dass wir am Symposium teilnehmen durften, ich finde Du hast das grossartig organisiert! Ich studiere parallel zur Veterinärmedizin Sportwissenschaft, hatte auch schon mit Eckart Meyners zu tun und finde solche Anlässe unterstützungswert.“ Vet-Studentin

    Durch verschiedene Blickwinkel sollte das Thema vollumfänglich leuchtet und nicht nur ein Punkt herausgepickt werden. Den Anfang machte Nico Bolz mit der Pferdedentalpflege. Mit aufschlussreichen Bildern ging es um Zahnerkrankungen und um die Bitte an alle Pferdehalter, eine regelmässige Zahnpflege nicht ohne Tetanusimpfung durchzuführen. Wieder einmal brilliant demonstrierte Prof. Dr. med. vet. Geyer den hochsensiblen Pferdekopf an einem extra für diesen Anlass vorbereiteten Präparat. Sein Fazit lautet jedoch, es kommt nicht nur auf das Gebiss an sondern auf die einfühlsame Hand. Gekonnt führte Dr. med. vet. Robert Stodulka diese These über auf den einfühlsamen Reiter mit einem losgelassenen, unabhängigen Sitz als Grundlage für eine gute Hand. Alle Referenten waren sich einig, dass jedes Pferd ein auf dieses genau angepasste Gebiss um Zaum benötigt, aber ohne eine weiche, fühlende Reiterhand das bestens angepasste Gebiss un der bestens passende Zaum wirkungslos bleiben. 



    ​Symposium  PFERDE   2015
    DER SATTEL - DER RÜCKEN! DIE MESSSYSTEME?
    Vetsuisse-Fakultät 9.9.2015

    ​
    3 Messsysteme – viel Energie – viel Zeitaufwand – viel Erfahrung
     
    Herr Dr. med. vet. Stodulka stellte Kriterien für die Besattelung nach der medizinischen Sattellehre von Weiss, Meyners, Stodulka vor. Ein völlig neuartiges Besattelungssystem, welches sich von gängigen Besattelungstheorien durch einen neuen aber erprobten Ansatz abhebt. Wissenschaftlich validiert vereint es die Biomechanik & Biodynamik des Pferderückens und die des Reiters. Das Ziel soll die Losgelassenheit und die freie Beweglichkeit des Pferdes sein. Die freie Beweglichkeit beinhaltet eine geregelte Atmung, ungestörte Rückentätigkeit, Bewegungsfreiheit der Schulter, optimale Seitbiegung und Aufrechterhaltung des Gleichgewichts. Mitunter stellt er die Reaktionsmuster der Trapezmuskulatur und TM-Region vor.  Viele Aspekte sollten beim Sattelkauf berücksichtigt werden:  Sitzgrösse passend zum Reiter und Reitergewicht. Sattellänge, Steigbügelauf-hängung, Kissenkanal, Sattelbalance, Symmetrie, Schulterfreiheit, Ortsstand, Lage des Sattels auf der Volte, Begurtung und Kissenpolsterung. Wiederholt wird auf die Komplexität der Reitsportart, des Reitertalentes und -sitzes hingewiesen.
     
    Frau Dr. med. vet. Geser-von-Peinen stellte den wissenschaftlichen Wissenstand nach eineinhalb Jahrzehnte Satteldruckmessungvor. Seit rund 16 Jahren ist es möglich, Sattel und Unterlage nicht nur subjektiv am stehenden Pferd sondern mittels elektronischer Satteldruck-messung unter dem Sattel im Stand und in der Bewegung quantitativ zu erfassen. Auch die Inter-aktion zwischen Pferderücken und Reiter wurde untersucht. So war es möglich, die Höhe der gemessenen Druckwerte mit dem Auftreten von klinischen Symptomen einer Rückenerkrankung in Zusammenhang zu setzen und Grenzwerte für den maximal vom Pferd toleriertem Druck festlegen zu können. Der Reiter, der Reitstil und das Exterieur muss in der Beurteilung integriert werden. Beim Reitersitz kommt es ganz auf die Position und das Können an. Eine Reiterasymetrie muss vor einer Messung behoben oder analysiert werden. Die Messwerte sind subtil und benötigen viel Erfahrung und Wissen bei der Auswertung. Frau Geser-von Peinen betonte, dass die Grundlage für eine gezielte und nachhaltig erfolgreiche Therapie von Patienten mit Sattel- und Rückenproblemen eine gute Zusammenarbeit von Tierärzten, Sattlern und Reitlehrern bedingt.
     
    Christoph Rieser stellte das EQUIscan Pferderückenmessverfahren vor, die Entwicklung hatte die Zielsetzung ein weltweiter Messstandard für alle Pferde, alle Bereiche der Reiterei unabhängig vom Einsatzbereich zu erhalten. Die Handhabung des EQUIscan ist einfach und schnell durchführbar, erfasst genauere Querschnitte als ein Winkel. Es handelt sich um eine statische Vermessung und vermittelt die Nullposition des Pferderückens. Anhand der Messwerte kann auch an einem ganz anderen Ort die zu bearbeitende Messwerte reproduziert werden. Der Vorteil für die Reiter ist, dass eine genaue professionelle Dokumentation der Daten von Pferd, Reiter und Sattel bestehen. Dadurch kann eine gezielte Kommunikation mit Sattlereien und Fachhändlern weltweit geführt werden. Der Reiter erhält mehr Transparenz und sitzt sozusagen im Boot. Der Sattler hat u.a. den Vorteil, dass er Veränderungen des Pferderückens sichtbar machten kann in Form einer Dokumentation der drei-dimensionalen Pferderückenform zu rechtlichen Absicherung. Für den medizinischen Bereich können wissenschaftliche Erstellung und Auswertungen von Langzeitstudien dokumentiert werden. Der Muskelaufbau oder –abbau kann Sichtbar gemacht werden und die Diagnostik bekommt Hintergrundinformationen. Daneben bietet das System eine Online-Plattform, wo das ganze in 3D-Visualiserung studiert werden kann.
    Als drittes Messsystem wurde die 3D Sattel- Druckmessung, unter Verwendung biomecha-nischer Eckpunkte, von Herr Dr. med. vet. Stodulka vorgestellt. Eine dynamische Satteldruck-Analyse, welche dreidimensional die Druckverteilung des Sattels mit Reitern in Bewegung mit den wichtigsten anatomischen Bezugspunkten auf dem Pferd in Relation setzt und so eine echte Aus-sage über biodynamischen Auswirkungen des Sattels auf den Pferderücken zulässt. Diese thermo-graphische Methode ermöglicht es dem Reiter, zu erkennen, wie sich sein Gewicht auf die Sattellage verteilt. Es ergibt sich beispielsweise die Möglichkeit einer genauen Sitzanalyse auf Basis der aus-gewerteten Messdaten. Im weiteren lässt sich durch das Bild der Druckverteilung die Passform des Sattels, besonders in schwierigen Fällen noch besser überprüfen. Dieses System ist nicht so präzise, wie die wissenschaftliche Variante der Uni Zürich. Sie bieten durch die Videoanalyse und das Reiten ohne Laufband und Verkabelung, einen realen Kontext mit dem Reiter als Gesamtbild.
    Langjährige Erkenntnisse und Überlegungen zum Skelett des Sattels erörtere Christoph Rieser. Er zeigte die historische Entwicklung und Funktion des Sattels auf . Aus der Historie kann sehr gut die Funktionalität abgeleitet werden. In dieses Wissen ist es wichtig, miteinzu-beziehen, was wir heute auf dem Rücken der Pferde erleben wollen. Das Pferd wird ja nicht mehr für Kriegszwecke genutzt. Der Sattelbaum stellt „Das Herzstück eines Sattels dar. Der Trend Sättel ohne Baum zu konstruieren,sei aus seiner Sicht eher eine Rückentwicklung. Er informierte über Western-, Wander-, Dressur, Gangpferde- und Distanzsättel für Freizeitreiter und Profis. Die Funktion des Sattels für Pferd und Reiter – die unterschiedlichen Sitztheorien einzelner Sportarten ist genauso wichtig miteinzubeziehen, wie die Angabe über die Quantität der Zeit auf dem Rücken der Pferde pro Tag/Woche/ Monat. Interessant war der Aspekt, dass je entspannter man sich mit Pferd bewegt, desto eher kann ein Sattel weiter nach hinten, also über die berühmte 18 Rippe tendieren. Die meisten erhältlichen Sättel sind turnierorientiert und für kürzere Reitzeiten konzipiert. Das Gros der Reiter ist nach wie vor die „Wald-Feld-Wiesenreiter“. Die Gurtung ist ein nicht ausserachtzulassender Punkt. Er erörterte auch die klassischen Fragen: Warum der Sattel vom Reitlehrer immer passt. Denn der kann das Pferd mit mehr Körperspannung reiten – da passiert satteltechnisch gesehen in der normalerweise aufgewendeten 30 Minuten nicht viel. Der Reitschüler ist jedoch nicht in der Lage, das nachzu-reiten... Überlegungen zur Sattelunterlage brachte er mit klarem Durchblick über die grosse Auswahl aus dem Massenmarkt rüber. 
    Herr Dr. med. vet. Stodulka stellte abschliessend „Die medizinische Reitlehre“ vor- die Basis des  REHA-Trainer MRS®-Konzeptes Schweizvor. Der REHA-Trainer ist das Bindeglied zwischen Tierärzten und Therapeuten, Reitlehrern, Bereitern und Reitern. Sein Aufgabengebiet umfasst das fachgerechte Aufbautraining des Pferdes nach der Rekonvaleszenz, die Reprogrammierung falsch eingeübter Bewegungsmuster, eine fundierte Trainingsberatung  und die Anleitung des Reiters/der Reiterin zu einer Arbeitsweise, die den körperlichen und psychischen Bedürfnissen des Pferdes gerecht wird – sowohl vom Sattel wie auch vom Boden aus. Die Ausbildung umfasst u.a. Anatomie, Biomechanik, Exterieur Beurteilung, Lernpsychologie und –physiologie des Pferdes. Ebenfalls ins Pflichtprogramm gehören Reiten,  Arbeit an der Hand, Longieren und Unterrichten mit dem Ziel einer sinnvollen Gymnastizierung in einem nachhaltigen Aufbautraining nach der  klassischen romanischen Reitlehre. Als Grundlage dient die MRS®-Reitlehre, die als ein systematisches,  an die anatomischen Gegebenheiten und die Biomechanik des Pferdes angepasstes Trainingssystem verstanden werden soll.  Es gibt verschiedene Gründe, die zu einer Dysbalance führen können: Z.B. Verletzungen, Krankheiten, Operationen, Ausbildungs- und Rittigkeitsmängel. Die REHA-Trainerinnen MRS (CERP) arbeiten an der Reprogrammierung falsch angewöhnter Bewegungsmustern nach einer Verletzung oder falsch trainierten Pferden für ein harmonisches Reiten mit Fokus auf Leichtigkeit und ein angepasstes Training, das die Gesundheit und Langlebigkeit  des Pferdes zum Ziel hat, selbstverständlich in enger Zusammenarbeit mit den medizinischen Fachpersonen. 
    Alle Referenten waren sich einig: DEN Sattel gibt es nicht! Es bedingt ein Gesamtbild von Mensch und Pferd. Ehrlichkeit des Reiter über die Einschätzung des Reitkönnens und eine präzise Angabe, wie, was und wie viel geritten werden will. Ein verlässliches Messsystem. Eine offene Kommunikation gegenüber dem Reiter. Viel Erfahrung seitens der Sattelbauer und –berater. Ein Hinzuziehen der medizinischen Fachleute bei Problematiken ist äusserst Ratsam, denn es liegt nicht immer nur am Sattel... 
    DAS ÖKONOMISCHE GESAMTHEITLICHE MANAGEMENT RUND UM PFERD UND REITER beinhaltet professionelle fachlicher Beratung in Gesundheit, Reiterschulung, mentales und körperliches Coaching zusammen mit einem adäquaten pferdegerechten Ausbildungssystem. 
    Das Ziel sollte eine individuelle Win-Win-Situation für alle Beteiligten – auch für das Pferd sein. 

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