Der Huf und die DiagonalitätVETSUISSE-FAKULTÄT Zürich, 2./3. November 2018
BALANCE - ELASTIZITÄT - FLEXIBILITÄT Prof. Dr. med. vet. M. Weishaupt eröffnete den Thementag mit biomechanischen Fakten zum Huf. Unphysiologische Belastungen ergeben Formveränderungen des Hufes oder sogar Schäden an der Lederhaut und Hornkapsel. Eindrücklich erklärte er die Kräfte, die auf die Hufe wirken und wie sich diese im Alternativbeschlag oder als Beispiel des sogenannten Sportbeschlag bei Islandpferden massiv verändern – positiv wie auch im letzteren negativ für das Pferd. Die Hufbalancierung muss primär durch die Hufbearbeitung erfolgen, das Hebelgesetz muss beachtet werden und unnötige Drehmomente sollten vermieden werden. Alle Rahmenbedingen für eine individuelle Lösung müssen mit einbezogen werden: Gliedmassenstellung, Hufkonformation/-qualität, Erkrankungen des Bewegungs-apparates, Nutzungsart und -intensität, Rehabilitation, Bewegungsvermögen, Gangart und die Bodenbeschaffenheit nicht nur während der Arbeit, sondern auch diejenige des Stalles. Ein durchschnittliches Schweizer Pferd wird 4.5 Std./Woche genutzt, die restlichen Stunden verbringt es im Stall. Die Veränderung während eines Beschlagsintervalles wurde vom Hufschmiedemeister Ruedi Blumer aufgezeigt. Sowie auch die Referenzpunkte für eine optimale Beurteilung eines Beschlages. Den Beschlagsrhythmus bestimmt das Pferd und nicht die Geldbörse des Besitzers. Bei Korrekturbeschlägen sollte die Dauer der Korrektur berücksichtigt werden, denn jeder Korrekturbeschlag bringt ein nicht unerhebliches Risiko von Überbelastungen auf der Seite der Korrektur. Belastungsasymmetrien führen zu Stellungsveränderungen, die von Gelenken und dem Stützapparat kompensiert werden müssen. Andy Weishaupt unterrichtete in Anatomie, lehrte die Blickschulung und erläuterte die Theorie der FBalance, welche 100% auf der natürlichen Balance der Gliedmasse beruht und die natürliche Flexibilität des Hufes berücksichtigt. Er selbst plädiert für eine faire Umstellung von Eisen auf Barhuf: Er stellt die Pferde erst auf einen Kunststoffbeschlag um, damit sich die Pferde schonend an die wiedergewonnene Elastizität der Hufe gewöhnen können. Ob ein Alternativer Beschlag oder Hufschuhe gewählt werden soll, Andy Weishaupt und Melanie Engeler erklärten, worauf es ankommt und unbedingt geachtet werden soll, bei der Wahl. Auch bei der Wahl von Hufschuhen muss das Hebelarmverhältnis unbedingt beachtet werden. Die Unterschiede des Ausschneidens von Barhufpferden und beschlagenen Pferden sind minimal, rein ideologisch und nicht handwerklich begründet, sagt Dr. med. vet. J. Hugelshofer, der sich intensiv mit Hufen und Hufprophylaxe jahrelang in seiner Hufklinik damit auseinandersetzte. Klaus Schöneich referierte über die Auswirkungen der Schiefe des Pferdes und den positiven Einfluss des Geraderichtens auf Krankheitsbilder, Leistungsdefizite und Hufproblematiken beim Pferd. «Handeln statt behandeln» stand bei seinem eindrücklichen Referat im Vordergrund. Brigitte Stebler rundete das Thema mit der ganzheitlichen Sicht auf das Pferd ab. Es ist von Kopf bis Fuss eine funktionelle Einheit. Sie erklärte die «Diagonalität» des Pferdes, schulte den Blick und zeigte Übungen zur Findung von Stand- und Spielbein beim Pferd. Sie empfiehlt die Geraderichtung und das in korrekter Körperhaltung vorwärtsbewegen der Pferde. Bereits schon im Fohlenalter sollten unterschiedliche Hufformen nicht ignoriert werden, sondern im ganzheitlichen Sinne manuell therapiert werden. Der Huf wird durch alle Systeme beeinflusst und erläuterte die Auswirkung der Rückenhaltung auf die Stellung und Form der Hufe. Nicht nur bei der Pferdeausbildung, dem Reitersitz, dem Exterieur des Pferdes sondern auch in der Hufbearbeitung wird DIE BALANCE angestrebt. Wir reden alle vom gleichen, egal welcher Reitstil oder Hufschutz gewählt worden ist.
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